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Millionen ehren Fidel Castro in Havanna

Staatsakt auf dem Platz der Revolution. Zahlreiche Präsidenten und Spitzenpolitiker aus aller Welt anwesend. Urne wird nach Santiago de Cuba gebracht, Beisetzung am Sonntag

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Der ausgedehnte Platz der Revolution hatte sich den Tag über schon mit Hunderttausenden gefüllt
Der ausgedehnte Platz der Revolution hatte sich den Tag über schon mit Hunderttausenden gefüllt

Havanna. Kuba hat am Dienstagabend in einem Staatsakt dem verstorbenen Revolutionsführer Fidel Castro gedacht. Der langjährige Staats- und Regierungschef war am vergangenen Freitag im Alter von 90 Jahren gestorben. Seit Wochenbeginn war auf dem Revolutionsplatz die Urne mit der Asche Castros ausgestellt, seither hatten ihm Zehntausende die letzte Ehre erwiesen.

Offiziell wurden zunächst keine Teilnehmerzahlen veröffentlicht. Bei vergangenen Massenveranstaltungen auf dem Revolutionsplatz wurde die Zahl der Menschen aber mit einer Million angegeben. In den Tagen zuvor waren zudem bereits zehntausende Menschen an der Urne Castros in Havanna vorbeidefiliert. Auch hatten sich tausende Menschen in Kuba und in kubanischen Botschaften weltweit in Kondolenzbücher eingetragen. Hinzu kommt eine große Trauerkundgebung am Wochenende in Santiago de Cuba.

An dem Staatsakt nahmen auch zahlreiche Präsidenten aus dem Ausland teil. Bestätigt hatten die Teilnahme zuvor bereits der ehemalige König von Spanien, Juan Carlos, sowie die Präsidenten von Venezuela, Nicolás Maduro, Bolivien, Evo Morales, Nicaragua, Daniel Ortega, und Ecuador, Rafael Correa. Russland war mit einer ranghohen Delegation unter Leitung des Parlamentspräsidenten Wjatscheslaw Wiktorowitsch Wolodin vertreten, Griechenland durch Ministerpräsident Alexis Tsipras. Erwartet wurden zudem der ehemalige brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, die argentinische Ex-Präsidentin Cristina Fernández und der uruguayische Ex-Präsident José Mujica, der eine enge Freundschaft zu Castro pflegte. Auch aus andren Ländern Lateinamerikas, aber auch aus Afrika und Asien waren Staatschefs und hochrangige Delegationen angereist.

Die deutsche Bundesregierung, die sich öffentlich zum Tod von Castro nicht geäußert hat, schickte SPD-Altkanzler Gerhard Schröder nach Kuba. Anwesend war nach Informationen von amerika21 auch der außenpolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Wolfgang Gehrcke. Die USA ließen sich durch Botschafter Jeffrey DeLaurentis und Sicherheitsberater Ben Rhodes vertreten.

Der  venezolanische Präsident Nicolás Maduro betonte bereits unmittelbar nach seiner Ankunft in Havanna die Solidarität seines Landes mit der kubanischen Revolution und hob die engen historischen, kulturellen und politischen Verbindungen zwischen den Ländern von Simón Bolivar und José Martí hervor. Dabei erinnerte der sozialistische Amtsinhaber an die gemeinsamen Anstrengungen der beiden Völker unter den Präsidentschaften von Hugo Chávez und Fidel Castro für die Integration, Einheit und Unabhängigkeit des Kontinentes. Maduro, der den langjährigen kubanischen Staats- und Parteichef in den letzten Jahren häufig besuchte, versicherte zudem, dass seine Regierung und die Bevölkerung Venezuelas in diesen für Kuba so schwierigen und schmerzhaften Tagen treu an der Seite des revolutionären Kuba stehen werde, dass seinem Land nach dem krankheitsbedingten Tod seines Amtsvorgängers Chávez im Jahr 2013 uneingeschränkte Solidarität und Unterstützung zuteil kommen ließ.

Insgesamt sprachen 18 Staats- und Regierungschefs auf der Trauerfeier. Der letzte Redner war der noch bis 2018 amtierende Präsident Raúl Castro, Fidel Castros Bruder und einer der führenden Revolutionäre: "Lieber Fidel, hier, am Denkmal von José Martí, dem Nationalhelden und Vordenkers des Sturms auf die Moncada-Kaserne, wo wir uns mehr als ein halbes Jahrhundert lang in Momenten des außerordentlichen Schmerzes versammelt haben oder um unsere Märtyrer zu ehren, unsere Ideale zu verkünden und das Volk über weitreichende Entscheidungen zu befragen (...) sagen wir dir: Hasta la victoria siempre."

Venezuelas Präsident erinnerte an das Unvermögen der USA, das revolutionäre Kuba unter Fidel Castro politisch oder militärisch zu besiegen. "Sie kamen weder Fidel noch dem kubanischen Volk bei, auch nicht den Träumen von Frieden und der Hoffnung des großen Vaterlandes", sagte Nicolás Maduro unter Bezugnahme auf die Idee eines vereinigten Lateinamerikas.

Nicaraguas Präsident Daniel Ortega stellte an die Menschenmasse gewandt die rhetorische Frage: "Wo ist Fidel?" ‒ "Hier" und "Ich bin Fidel", skandierten die Menschen auf dem Revolutionsplatz. Ortega rief in Erinnerung, dass Fidel Castro "nur 90 Meilen vor der Küste der USA ein (politisches) Wunder vollbracht hat".

Ab Mittwoch wird die Asche des Comandante en Jefe über mehr als 1.000 Kilometer nach Santiago de Cuba gebracht werden. Castros letzte Reise nimmt damit die umgekehrte Route der "Karawane der Freiheit", mit der die Revolutionäre 1959 nach dem Sturz des von den USA unterstützten Diktators Fulgencio Batista nach Havanna eingezogen waren. In Santiago wird die Urne am Samstag erwartet. Dort wird auf dem zentralen Antonio-Maceo-Platz eine weitere Trauerkundgebung für Castro stattfinden.

Die Trauerfeier selbst soll im engen Familienumfeld am Sonntag stattfinden. Fidel Castro wird auf dem Santa-Ifigenia-Friedhof in Santiago beigesetzt werden. Dort befindet sich auch das Grab des kubanischen Freiheitshelden José Martí.

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