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Silvesterfeier von Farc-Kämpfern und UN-Beobachtern löst Streit in Kolumbien aus

Rebellen fordern von Vereinten Nationen Erklärung wegen Entlassung von Beobachtern. UN-Mission lehnt Feier ihrer Mitarbeiter mit Farc ab

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Farc-Mitglieder bleiben an Orten nahe der 26 Entwaffnungszonen in Kolumbien
Farc-Mitglieder bleiben an Orten nahe der 26 Entwaffnungszonen in Kolumbien, in denen sie die Waffen abgeben werden

Bogotá. In Kolumbien hat ein Skandal um eine gemeinsame Silvesterfeier von Guerilla-Kämpfern und Mitgliedern der UN-Beobachtungskommission (MM&V) im nördlichen Verwaltungsbezirk La Guajira konkrete politische Folgen. Nachdem die UNO wegen der Silvesterfeier vier Beobachter abberufen hatte, kündigte die lokale Farc-Struktur "Martín Cabellero", ein Zusammenschluss mehrerer Einheiten, ihrerseits den Rücktritt der Farc-Delegierten aus der Beobachtungskommission im Landkreis Conejo an, revidierte diese Entscheidung wenig später aber wieder.

Für die Rebellen sei nicht einsichtig, warum es von der Weltorganisation abgelehnt werde, wenn UN-Personal mit Vertretern lokaler Gemeinden, Guerilleros und ihren Familien Zeit verbringe, heißt es in einem Kommuniqué.

Zugleich kritisiert das Kommuniqué, dass die UNO einem Video, in dem die Farc-Mitglieder als "Terroristen" bezeichnet werden, Gehör schenkt. Diese Bezeichnung sei "äußerst aggressiv". Damit ist das im Netz veröffentlichte Video gemeint, das den Skandal ausgelöst hat. In den Aufnahmen sind Guerilleros und UN-Beobachter beim gemeinsamen Feiern zu sehen.

Die internationale Organisation hätte nicht einseitig entscheiden dürfen, hieß es daraufhin seitens der Farc, weil es sich bei der Beobachtungskommission um ein dreigliedriges Organ handelt, zu dem auch die Regierung und die Rebellenorganisation gehören.

Die unbewaffnete UN-Mission in Kolumbien hatte das Verhalten der Beobachter in einer Pressemitteilung als "unangemessen" bezeichnet. Es spiegelte nicht die Professionalität des Organs wieder. Die Mission bekräftigte in dem Schriftstück ihr Engagement für die "objektive und rigorose Beobachtung des Abkommens zum definitiven Waffenstillstand und zur Entwaffnung".

Einen Tag davor hatte die UN-Botschafterin Kolumbiens, Maria Emma Mejía, auf Anweisung des Außenministeriums Korrekturen im Verhalten der UN gefordert. Laut Mejía stellte das Verhalten der UN-Beobachter "die Professionalität und Neutralität" des MM&V-Teams in Frage.

Inzwischen setzt sich der Disput in den sozialen Netzwerken fort. In seinem Twitter-Account sagte Enrique Santiago, der Rechtsberater der Farc: "Soll das Tanzen von Beobachtern mit Guerilla-Kämpferinnen schlimmer als die Prostitutions- und Drogenaffäre der Blauhelme oder Uribe in Ralito sein?" Offenbar bezieht sich der Rechtsanwalt hier auf die engen Beziehungen von Ex-Präsidenten Álvaro Uribe und anderen Politikern, die im Jahr 2001 einen Geheimpakt mit Paramilitär-Chefs in San José de Ralito zur "Wiedergründung des Landes" unterzeichnet haben.

Auch Mitglieder der Gemeinde von Conejo äußerten sich zu dem Vorfall in einem Kommuniqué. Es schmerze sie, "dass einige Medien UN-Angehörige verurteilen, weil sie sich der Freude und der Feierlichkeit nicht nur anlässlich des neuen Jahres, sondern auch der Beendigung eines langen Krieges angeschlossen haben". Weiter heißt es in der Mitteilung: "Lieber sehen wir alle tanzend: Soldaten, Polizisten, Beobachter und Oppositionelle und dass sie in unsere Region Begeisterung und Brüderlichkeit streuen, anstatt sich zu Tode zu bekämpfen. So werden Kriege beendet, nicht mit den Intrigen aus Bogotá."

Momentan bleiben die Farc-Mitglieder an Punkten versammelt, die nah an den 26 Entwaffnungszonen liegen, wo die Kämpfer und Kämpferinnen in spätestens sechs Monaten ihre Waffen abgeben werden. Laut dem ursprünglichen Plan hätten sich die Rebellen bereits vor dem 31. Dezember in diesen Zonen versammeln sollen, aber die nötige Infrastruktur war bis Ende des Jahres nicht eingerichtet worden. Präsident Juan Manuel Santos gestand, dass es Probleme mit der Logistik gab und die Regierung dabei sei, sie zu lösen.

Unterdessen hat Frankreichs Präsident François Hollande vom 22. bis zum 24. Januar einen Besuch in einer der Entwaffnungszonen im Südwesten Kolumbiens angekündigt. Frankreich hat 17 Millionen Euro zum EU-Fonds über 95 Millionen zur Unterstützung des Friedenprozesses beigetragen.

Der deutsche Außenminister, Frank-Walter Steinmeier, wird am Freitag zu Gesprächen in Bogotá erwartet.

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