Ermordete Jesuiten: Ex-Militär aus El Salvador an Spanien ausgeliefert

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Eines der Opfer des Massakers: der spanische Philosoph, Theologe und Schriftsteller Ignacio Ellacuría
Eines der Opfer des Massakers: der spanische Philosoph, Theologe und Schriftsteller Ignacio Ellacuría

Washington/San Salvador/Madrid. Nach langen gerichtlichen Auseinandersetzungen ist vor wenigen Tagen der ehemalige General und Vize-Verteidigungsminister El Salvadors, Inocente Montano, von den USA an Spanien ausgeliefert worden. Er wird beschuldigt, an der Ermordung von fünf spanischen Jesuiten beteiligt gewesen zu sein, darunter dem Philosoph, Theologen und Schriftsteller Ignacio Ellacuría.

Am 16. November 1989 waren Soldaten im Morgengrauen auf das Gelände der Zentralamerikanischen Universität UCA in San Salvador eingedrungen. Sie holten sechs Jesuiten, ihre Hausangestellte und deren Tochter aus den Betten und erschossen sie im Hof, bevor sie wieder verschwanden. Die Bluttat fand in einer der letzten Offensiven während des Bürgerkrieges in El Salvador statt und löste international großes Entsetzen aus.

Nach dem Friedensschluss am 16. Januar 1991, der den salvadorianischen Bürgerkrieg beendete, wurde unter Leitung der Vereinten Nationen eine Wahrheitskommission mit der Dokumentation und Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen beauftragt. Sie legte ihren Bericht im März 1993 vor, nachdem sie eine umfangreiche Befragung der Bevölkerung und Sichtung von Beweismaterial vorgenommen hatte. Mehr als 90 Prozent aller Menschenrechtsverletzungen wurden darin dem Militär zugeschrieben, darunter auch der Mord an den Jesuiten. Drei Tage später verabschiedete die salvadorianische Regierung ein Amnestiegesetz, womit alle möglicherweise Beteiligten straffrei ausgingen.

Inocente Montano lebte seitdem in den USA. Seitdem das Gericht in Spanien den Prozess im Fall der spanischen Staatsangehörigen unter den ermordeten Jesuiten 2008 eröffnet hatte – insgesamt wurden 20 ehemalige Militärs angeklagt –, wurde 2011 ein internationaler Haftbefehl ausgestellt. Seitdem überprüften US-Gerichte die Berechtigung für seine Auslieferung nach Spanien. 2013 kam eine Ermittlungsabteilung des Sicherheitsministeriums und des Zentrums für Kriegsverbrechen in den USA zu dem Schluss, dass Inocente Montano zu Unrecht den Schutz des TPS (temporäre Aufenthaltserlaubnis zum Schutz von Migranten) in Anspruch genommen hatte. Im Zuge der Ermittlungen stellten die Behörden zudem fest, dass Truppen und Einheiten unter dem Befehl von Montano rund 1.150 Menschenrechtsverletzungen begangen hatten, darunter 65 außergerichtliche Hinrichtungen. In 51 Fällen wurden Menschen entführt und ermordet, 520 Folterungen wurden nachgewiesen. Seitdem kämpfte Montano mit allen rechtlichen Mitteln gegen seine Auslieferung, hat nun aber verloren. Seit Mittwoch ist er in Madrid in Haft – er ist der erste, der ausgeliefert worden ist.

Die Wahrheitskommission benennt Montano als einen derjenigen, der an der Entscheidung zur Ermordung der Jesuiten und an der anschließenden Verschleierung der Tat maßgeblich beteiligt war.