Chile / Soziales

Weltbank soll Bericht zu Chile aus "politischer Motivation" manipuliert haben

Wirtschaftsbilanz unter scheidender Präsidentin Bachelet mutmaßlich schlechter dargestellt. Verbindungen zwischen Weltbank und Piñera-Lager

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Der designierte Präsident von Chile, Sebastián Piñera, soll von manipulierten Zahlen in einem Weltbankbericht profitiert haben
Der designierte Präsident von Chile, Sebastián Piñera, soll von manipulierten Zahlen in einem Weltbankbericht profitiert haben

Santiago/New York. In Chile ist eine heftige Diskussion um die vermeintliche Manipulation von Berichten der Weltbank zur Einflussnahme auf den jüngsten Präsidentschaftswahlkampf entflammt. Demnach habe der jährliche "Doing-Business-Report" das Land während der Amtszeit der scheidenden Präsidentin Michelle Bachelet systematisch schlechter eingestuft. Der Chefökonom der Weltbank, Paul Romer, hatte zunächst eingeräumt, dass sich aus "politischer Motivation" durch manipulierte Indizes ein falsches Ranking ergeben hatte, wovon er sich nun wieder distanzierte.

Medienberichten zufolge sei der verantwortliche Direktor für den Index, Augusto López-Claros, ein politischer Freund des Wahlsiegers und designierten Präsidenten Sebastián Piñera. Er hält enge Verbindungen zu chilenischen Privatuniversitäten, Unternehmerverbänden und zum ehemaligen Generalsekretär und engen Vertrauten Piñeras, Cristián Larroulet.

Die Vermutung, die Kriterien für den Index absichtlich geändert zu haben, um die Politik Bachelets zu diskreditieren und Argumentationshilfen für das rechts-konservative Parteienbündnis Chile Vamos des neuen Präsidenten zu liefern, sind vorerst durch Äußerungen des Chefökonom Romer bestätigt worden. Allerdings ist das Eingeständnis der Manipulation wenige Tage später von der Weltbank wieder dementiert worden. Das Ranking würde auf "objektiven Daten" beruhen und keinerlei politischen Interessen oder direkter Einflussnahme unterliegen. Man sicherte zu, den Fall ausgiebig prüfen zu wollen, welches die tatsächlichen Gründe für die Herabstufung des Landes im Ranking gewesen seien. 

Mit Verweis auf den umstrittenen Report der Weltbank hatte das politische Lager Piñeras im Wahlkampf stets die Wirtschaftspolitik Bachelets kritisiert. Chile ist darin vom 37. auf den 55. Rang herabgestuft worden. Ohne die Änderungen für den Index hätte Chile lediglich fünf Ränge eingebüßt.

Der Kandidat des rechtskonservativen Bündnisses Chile Vamos (Auf geht’s, Chile), Sebastián Piñera hatte die Wahlen im Dezember mit neun Prozentpunkten Vorsprung gewonnen (amerika21 berichtete). Er erhielt 54,5 Prozent der Stimmen, sein Kontrahent Alejandro Guillier vom noch regierenden Mitte-links-Bündnis Nueva Mayoria (Neue Mehrheit) 45,4 Prozent. Der Sieg Pinñeras fiel damit deutlicher aus als erwartet, Beobachter waren von einem Kopf-an-Kopf-Rennen ausgegangen. Piñera hat in 15 von 13 Regionen gewonnen, in zehn davon mit einem Vorsprung von über fünf Prozent. Der neu gewählte Präsident tritt sein Amt am 11. März dieses Jahres an und wird damit zum zweiten Mal Nachfolger von Michelle Bachelet.

In einer ersten Stellungnahme gab sich Piñera versöhnlich und erklärte, dass die Liebe zu Chile beiden Kandidaten gemeinsam sei. Das Land habe Verträge nötiger als Kontroversen, sagte er weiter. Es gebe zudem im Programm Guilliers richtige Punkte, die man gemeinsam umsetzen könnte, erklärte der Sieger generös, ohne konkret zu werden.