USA wollen Vormachtstellung in Lateinamerika zurück

Verteidigungsminister Mattis bereist Länder der Region. Chinas Verhalten sei "aggressiv". Venezuela und militärische Kooperation im Fokus der Gespräche

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US-Verteidigungsminister Mattis (gelber Schlips) traf in Brasilien mit seinem Amtskollegen Joaquim Silva e Luna (links von ihm) und der Führungsspitze der Streitkräfte zusammen
US-Verteidigungsminister Mattis (gelber Schlips) traf in Brasilien mit seinem Amtskollegen Joaquim Silva e Luna (links von ihm) und der Führungsspitze der Streitkräfte zusammen

Bogotá et.al. Der US-amerikanische Verteidigungsminister, James Mattis, hat im Laufe der vergangenen Woche mehrere südamerikanische Länder bereist, um die sicherheitspolitischen Interessen der USA klarzustellen und dabei die seit längerer Zeit stattfindende Konsolidierung der Rolle Chinas und Russlands in der Region zu kritisieren. Mattis besuchte Brasilien, Argentinien, Chile und kam zum Abschluss als erstes Mitglied der US-Regierung mit dem neuen Präsidenten Kolumbiens, Iván Duque, zusammen.

Nachdem in den letzten Monaten bereits der Internationale Währungsfonds eine neue wirtschaftspolitische Offensive in der Region gestartet hat, um über die Vergabe von Krediten wieder mehr Einfluss zu gewinnen, versuchen die USA nun auch wieder vermehrt auf sicherheitspolitischer Ebene verlorenen Boden zurückzugewinnen.

Der Hauptgrund für Mattis´ Reise sei der sich ausweitende Einfluss Russlands und Chinas in Lateinamerika, wie von einem Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums gegenüber der Washington Times bestätigt wurde. Man müsse "verlorenes Territorium wieder zurückgewinnen". Er bezog sich dabei auch auf eine Satellitenstation in Patagonien, die das chinesische Militär kürzlich errichtet hatte. Dies müsse man im Auge behalten und auf den aggressiven "wirtschaftlichen Raubzug" und das chinesische Verhalten der militärischen Aufrüstung zu Land und im All gegebenenfalls reagieren, erklärte auch Mattis selbst. Der Analyst Rodríguez Gelfenstein sieht indes bereits eine "Wiederbelebung der Monroe-Doktrin, welche geostrategische Notwendigkeiten mit sich bringt".

Zu Beginn der Reise kam Mattis in Brasília mit seinem brasilianischen Amtskollegen Joaquim Silva e Luna und Außenminister Aloysio Nunes zusammen, um sich insbesondere weitere Unterstützung in Bezug auf den Umgang mit Venezuela zusichern zu lassen. Man sei nachwievor "sehr besorgt" über die dortige Lage, die Situation sei "schwierig". Silva e Luna nannte die US-Haltung "umsichtig" und kündigte an, dass die "Lösung der Krise von Brasilien angeführt" werden sollte.

Auch bei seinem Stopp in Buenos Aires, bei dem er unter anderem Verteidigungsminister Oscar Aguad traf, wurde der US-Vertreter mit offenen Armen empfangen. Nachdem man sich jahrelang von seinem Hauptverbündeten entfernt habe, "sind wir nun zurück auf einem gemeinsamen Weg, den wir nie hätten verlassen dürfen", so Aguad. Mattis hob die freundschaftlichen Beziehungen beider Länder hervor und warb für eine weiter verstärkte "militärische Zusammenarbeit für die Sicherheit beider Länder".

In Santiago traf Mattis den chilenischen Präsidenten Sebastian Piñera. Dieser erklärte, man hoffe, "die privilegierte Beziehung" mit den USA aufrecht halten zu können, da man gemeinsame Werte bei den Themen Demokratie und Menschenrechte teile. "Wir sind uns sicher, dass wir die schönsten Seiten in der Beziehung unserer Länder erst noch schreiben werden", richtete Piñera seine Worte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz direkt an Mattis. Konkret vereinbarte man eine enge Zusammenarbeit beim Thema Cyber-Bedrohungen. Auch gemeinsame militärische Übungen sollen in Zukunft vermehrt stattfinden.

Beim abschließenden Besuch in Kolumbien beim neuen Präsidenten Iván Duque stand vor allem das Thema Venezuela im Mittelpunkt. Man müsse den Druck weiterhin aufrecht erhalten, "um dort die Demokratie wiederherzustellen".  Zudem wurde die Migration von Venezolanern nach Kolumbien als "Bedrohung der nationalen Sicherheit" bezeichnet. Duque verteidigte noch einmal den angekündigten Rückzug aus dem Regionalbündnis Unasur, da dies "unglücklicherweise eine Instrument geworden ist, der Diktatur in Venezuela zu dienen und das interamerikanische System zu zerstören".

Heftige Kritik an der Reise kam bereits im Vorfeld vor allem vom bolivianischen Präsidenten Evo Morales, der die Präsenz der USA in der Region und den Besuch von Mattis scharf verurteilte. Dies diene einzig den Interessen der USA, das wichtigste Interesse Lateinamerikas und der Karibik sei aber "eine Zone des Friedens ohne US-Militärbasen".