Kolumbien / Politik

Kolumbien: Gustavo Petro gewinnt ersten Wahlgang

Stichwahl folgt in drei Wochen. "Uribisten" feiern den Zweitplatzierten Rodolfo Hernández. Federico Gutiérrez kündigt Unterstützung für Hernández an

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Gustavo Petro am Wahltag
Gustavo Petro am Wahltag

Bogotá. Der linke Präsidentschaftskandidat für das progressive Bündnis Pacto Histórico, Gustavo Petro, hat den ersten Wahlgang mit 40,3 Prozent der Stimmen gewonnen. Der Unternehmer und Ex-Oberbürgermeister von Bucaramanga, Rodolfo Hernández, folgte mit einem Wahlergebnis von 28,1 Prozent überraschenderweise auf dem zweiten Platz. Federico Gutiérrez, der in den Umfragen als Zweitplatzierter gehandelt wurde, bekam 23,9 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 54 Prozent. Insgesamt durften rund 39 Millionen Kolumbianer:innen wählen.

Sofort nach der Bekanntmachung der Wahlergebnisse verkündete Gutiérrez, dem zahlreiche Beziehungen zu korrupten Politiker:innen nachgesagt werden, seine Unterstützung für Hernández bei der Stichwahl. "Wir können nicht gleichgültig sein", sagte der 48-Jährige. "Gustavo Petro würde eine Gefahr für die Demokratie, die Freiheit, die Wirtschaft, unsere Familien und unsere Kinder sein. Er ist eine Gefahr für das Land", so Gutiérrez.

Auch prominente Anhänger:innen des ultrarechten Ex-Präsidenten Álvaro Uribe wie José Obdulio Gaviria und María Fernanda Cabal begrüßten, dass Hernández in die Stichwahl geht. In einem Interview mit Caracol Radio sagte Gaviria, dass die "Uribisten" Hernández nicht ablehnen. "Einige von uns schätzen ihn sehr", äußerte der Vertraute Uribes.

"Der Triumph von Rodolfo ist der Triumph gegen das Establishment. Das Land braucht Veränderungen und nicht den Selbstmord, den Petro anbietet, sondern Autorität, Ordnung und Wohlstand, wie es ein Unternehmer wie Rodolfo Hernández anbietet", twitterte Cabal ihrerseits.

Hernández hat sich als Kandidat für die "Liga de Gobernantes Anticorrupción" (Verband von Regierenden gegen die Korruption) die Bekämpfung der Korruption auf die Fahne geschrieben. Der 77-Jährige ist jedoch selbst wegen Korruption angeklagt worden und wird sich im Juli vor Gericht verantworten müssen.

Einige sehen in ihm den kolumbianischen Donald Trump. Hernández stellt sich als Outsider und als Selfmade-Millionär dar, der nichts mit dem Establishment oder den traditionellen Parteien zu tun hat. In der Vergangenheit war er für seine gewalttätigen Reaktionen bekannt. Zum Beispiel ohrfeigte er einen politischen Gegner, der ihm als Bürgermeister von Bucaramanga Korruption vorwarf.

Ein weiteres seiner Markenzeichen sind seine umstrittenen Aussagen. Hernández äußerte Bewunderung für Hitler. Er sagte, seine Frau soll lieber zu Hause bleiben. "Den Leuten gefällt die Frau in der Regierung nicht". Er lobte die Hypotheken: "Stellen Sie sich vor: Ein Männlein das mir 15 Jahre lang Zinsen bezahlt. Das ist köstlich", so der Immobilienunternehmer.

In seiner Rede nach den Wahlergebnissen fragte Petro in Bezug auf seinen Kontrahenten: "Ist das die Veränderung die wir wollen?" Der 62-Jährige sagte, dass Hunger und Korruption nicht mit leeren Worten in Tik Tok bekämpft werden könnten. Hernández wurde in den letzten Wochen sehr erfolgreich in diesem Videoportal.

Der linke Kandidat bewertete den ersten Wahlgang als Sieg und bedankte sich bei der Bevölkerung der nördlichen und südwestlichen Departamentos des Landes, wo er wie in den Großstäten Bogotá, Cali und Barranquilla am erfolgreichsten war. Ebenso bedankte er sich bei den 90.000 Wahlzeug:innen des Pacto Histórico, die den Wahlprozess überwacht haben. Die bevorstehende Aufgabe sei nun, eine Million Stimmen mehr zu gewinnen. Die Stichwahl findet am 19. Juni statt.