"Es weht ein neuer Wind": Venezuela und Kolumbien schließen Handelsabkommen

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Die Präsidenten Petro (li.) und Maduro bei der Unterzeichnung des neuen Abkommens
Die Präsidenten Petro (li.) und Maduro bei der Unterzeichnung des neuen Abkommens

Táchira. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro und sein kolumbianischer Amtskollege Gustavo Petro haben sich im venezolanischen Grenzstaat Táchira zur Unterzeichnung eines bilateralen Handelsabkommens getroffen.

"Dies ist ein weiterer Schritt zur Integration beider Länder, ein Prozess, der niemals hätte unterbrochen werden dürfen", sagte Petro bei der Unterzeichnungszeremonie auf der internationalen Atanasio-Girardot-Brücke, die beide Länder verbindet und am 1. Januar wieder geöffnet wurde (amerika21 berichtete).

Das Treffen zwischen Maduro und Petro ist der jüngste Schritt in den Bemühungen, die Normalisierung der bilateralen Beziehungen voranzutreiben. Vorausgegangen waren bereits Treffen in Caracas im November 2022 sowie Anfang Januar dieses Jahres.

Es gebe "eine neue Dynamik im politischen und diplomatischen Dialog sowie in den Wirtschafts- und Handelsbeziehungen", sagte Maduro. "Es weht ein neuer Wind", fügte der Präsident hinzu.

Das Abkommen betrifft Handelsbestimmungen, Zölle und Investitionsbedingungen nach der offiziellen Wiedereröffnung der Grenze im September.

Das Land befinde sich seit der Verhängung von US-Sanktionen in einem "Wirtschaftskrieg", der die Auslandseinnahmen des Landes, die hauptsächlich aus dem Ölverkauf stammen, stark beeinträchtigt habe, erklärte Maduro. Die einseitigen Zwangsmaßnahmen Washingtons betreffen vor allem den Ölsektor ‒ die Haupteinnahmequelle des Landes ‒ aber ebenso andere Bereiche der Wirtschaft.

Durch die Sanktionen wurden die Möglichkeiten, wichtige Güter zu importieren, eingeschränkt und das Land war gezwungen, seine Einnahmequellen zügig zu diversifizieren. Das Abkommen biete einen "aktualisierten Rahmen, der diese Veränderungen in der venezolanischen Wirtschaft widerspiegelt" und schaffe die Voraussetzungen für eine Ausweitung des Handels zwischen Kolumbien und Venezuela, sagte Maduro.

In ihren Reden vor den versammelten Zuhörern, zu denen hochrangige Beamte, die Botschafter und regionale Vertreter gehörten, betonten beide Präsidenten die Notwendigkeit der bilateralen Integration und ihre gemeinsame Geschichte als "Bruderländer".

Maduro verwies auf die Bemühungen zur Schaffung einer "binationalen Sonderwirtschaftszone" (Zona Económica Especial, ZEE), um die Wirtschaftstätigkeit im Grenzgebiet anzukurbeln. Unternehmen in beiden Ländern haben ihr Interesse an der Schaffung einer ZEE dort mit Nachdruck bekundet.

Im Juli 2022 verabschiedete das Parlament ein Gesetz mit Verfassungsrang über die Schaffung von Sonderwirtschaftszonen (amerika21 berichtete). Die ZEE haben innerhalb des Chavismus eine heftige Debatte ausgelöst, da laut einigen Analysten privaten Investoren übermäßige Vorteile gewährt werden.

Mit der nun geschlossenen Vereinbarung kommt die venezolanische Regierung der Einrichtung einer ZEE in der Grenzregion näher.

Das neue bilaterale Abkommen ist auch ein weiteres Zeichen, welches das Ende der Bemühungen zur Isolierung der venezolanische Regierung markiert.

Venezuelas Außenminister Yván Gil gab vergangene Woche bekannt, dass eine Vereinbarung mit den Niederlanden zur Wiedereröffnung der Seegrenze zur Karibikinsel Aruba getroffen wurde. Staaten der Europäischen Union stellen, nachdem sie wie Washington die Beziehungen zur venezolanischen Regierung abgebrochen und den Oppositionsführer Juan Guaidó anerkannt hatten, nach und nach ihre Beziehungen zu Caracas wieder her. Im Januar akzeptierte Maduro das Beglaubigungsschreiben von Ramón Santos Martínez, Spaniens neuem Botschafter in Venezuela.