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Verschwundene Studenten in Mexiko: Weiterer hochrangiger Militär festgenommen

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Oberst Rafael Hernández Nieto. Im Hintergrund die Bilder der 43 Lehramtsstudenten
Oberst Rafael Hernández Nieto. Im Hintergrund die Bilder der 43 Lehramtsstudenten

Puebla. Mexikanische  Bundespolizisten haben mit Oberst Rafael Hernández Nieto einen weiteren Ex-Militär festgenommen, der in den Fall der 43 verschwundenen Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa verwickelt sein soll. Die Generalstaatsanwaltschaft (FGR) wirft ihm gewaltsames Verschwindenlassen und organisierte Kriminalität vor.

Die Festnahme ist das Ergebnis der Wiederaufnahme von 17 Haftbefehlen (amerika21 berichtete), die im August 2022 vom damaligen Sonderstaatsanwalt Omar Gómez Trejo zusammen mit weiteren 67 Haftbefehlen erlassen wurden. Als diese jedoch kurze Zeit später von der Generalstaatsanwaltschaft mit der Begründung, die Militärs seien fälschlich mit dem Fall in Verbindung gebracht worden, wieder zurückgenommen wurde, trat Gómez Trejo als Staatsanwalt zurück.

Im Rahmen der Ermittlungen zum Verschwindenlassen der Lehramtsstudenten sind bereits neun Militärs festgenommen worden, bei acht von ihnen wird gerade ein Verfahren eingeleitet.

Hernández Nieto war 2014 als Kommandeur für die Militärkaserne des 41. Infanteriebataillons in der Kleinstadt Iguala zuständig, als die Studenten dort in der Nacht zum 27. September von Bundespolizisten festgenommen und verschleppt wurden. Der pensionierte Oberst befindet sich nach seiner Festnahme in der Militärkaserne Nr. 1-A in Mexiko-Stadt, wo er auf seinen gerichtlichen Prozess wartet.

Die Rolle des Militärs beim Massaker der Lehramtsstudenten wurde lange Zeit vertuscht. Erst als die Interdisziplinäre Gruppe unabhängiger Experten (GIEI) Indizien dafür gefunden hatte, dass die 43 jungen Männer während der polizeilichen Angriffe durch die Militärs überwacht wurden, begannen weitere Ermittlungen in diese Richtung. So waren die Militärs etwa für das Bundesüberwachungssystem C4 zuständig und wussten, wo die Opfer nach der Verschleppung hingebracht wurden. 

Bis jetzt sind erst die Überreste von Alexander Mora Venancio (2014), Christian Alfonso Rodríguez Telumbre (2020) und Joshivani Guerero de la Cruz (2021) aufgefunden und identifiziert worden, von den anderen 40 jungen Männern fehlt bis heute jede Spur.

Die GIEI arbeitete auf Forderung der Eltern der jungen Männer und der Internationalen Menschenrechtskommission (CIDH) seit 2015 an der Aufklärung des Falles. Von den ursprünglichen sechs Mitgliedern ermitteln zwei bis Juli dieses Jahres in Mexiko weiter.