Chile: Initiative pflanzt 1.500 Bäume zur Erinnerung an Opfer der Diktatur

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Die ersten 1.500 Bäume zum Gedenken an die Opfer der Diktatur in Chile sind gepflanzt
Die ersten 1.500 Bäume zum Gedenken an die Opfer der Diktatur in Chile sind gepflanzt

Santiago de Chile/Curacautín. Die Initiative Ecomemoria, Öko-Gedenken, hat einen Meilenstein in ihrem Projekt zum Gedenken an die Todesopfer der Militärdiktatur erreicht. Mit 1.500 gepflanzten Bäumen ist die Hälfte des Wegs zum ehrgeizigen Ziel von 3.106 Bäumen für den Park der Ecomemoria bewältigt. Das Projekt wird von den Familien der Opfer getragen.

Vor rund 25 Jahren wurde die Initiative ins Leben gerufen, die im Süden Chiles nahe der Stadt Curacautín den Park der Ecomemoria erschaffen möchte. Er soll an die 3.106 Todesopfer der Militärherrschaft erinnern. Die Militärjunta regierte das Land von 1973 bis 1990 und war für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Der Anstoß für das Projekt kam schließlich im Jahr 1998 mit der Verhaftung des ehemaligen Diktators Augusto Pinochet in London. Dies bewegte die chilenische Exilgemeinde dazu, sich zu organisieren.

Ecomemoria stellt eine Antwort auf die Zerstörung und das Leid dar, das die Militärdiktatur über Chile gebracht hat. Das Konzept "Ein Baum für jeden Verschwundenen und Exekutierten" wurde schließlich im Jahre 2008 Realität, als 5,3 Hektar Land erworben werden, die nun zum Wald des Gedenkens werden sollen. Im Rahmen des Gedenkens an 50 Jahre Militärputsch am 11. September wurde der Beginn des Projekts forciert und die ersten Bäume gepflanzt.

Die Zahl von 3.106 Todesopfern der Militärdiktatur orientiert sich an den Zahlen aus den Berichten Valech und Rettig über Menschenrechtsverletzungen während der Periode von 1973 bis 1990. Jene Zahl von 3.106 Todesopfern umfasst alle Menschen, die durch die Diktatur exekutiert oder gewaltsam verschwunden gelassen wurden.

Nicole Drouilly Yurich, Angehörige eines dieser Opfer und eine der führenden Organisatorinnen des Projekts, spricht im Interview mit dem schwedischen Journalisten Dick Emanuelsson über den Beginn und momentanen Stand der Initiative. Diese brauchte Jahre, um ins Rollen zu kommen. Sie kritisierte die Politik der sogenannten Concertación der Regierungen im Chile nach der Diktatur scharf. Unter Concertación wird die Parteienallianz von Linken, Mitte-links Parteien und Parteien der Mitte verstanden, welche Chile von 1990 bis 2010 regierte. Aufgrund des Burgfriedens mit hohen Vertretern der Militärs wurde unter anderem Ex-Diktator Pinochet nicht verurteilt, kritisiert Droilly.

Drouilly weiter: "Ich glaube, dass wir Familien von Verschwundenen und Exekutierten keinerlei Hilfe von den Regierungen der Concertación erhalten haben. Das schließt auch die Regierungen von Michelle Bachelet und Gabriel Boric ein, die ohne Zweifel eine Empathie für das Leid der Familien und Opfer besitzen, die aber genau wie die Rechte agierten."

Der Ruf nach mehr staatlicher Unterstützung für Gedenkstätten und Erinnerungsorte wurde vor allem im letzten Jahr rund um den Gedenktag des Militärputschs wieder lauter. Das Erinnern an die Verbrechen des Pinochet-Regimes wird in den aller meisten Fällen von Angehörigen der Opfer getragen und von Spenden aus der Zivilgesellschaft finanziert. Eine eigene Erinnerungskultur von Seiten des Staates ist kaum vorhanden.

Neben dem Projekt Ecomemoria startete 2023 auch eine Kampagne namens "Bäume für das Gedenken" durch das Netzwerk von Gedenkstätten und Erinnerungsorten. In einem ähnlichen Konzept wie Ecomemoria sollen hier 3.000 Bäume in Erinnerung an die Todesopfer der Diktatur im ganzen Land gepflanzt werden und so das Gedenken an die Verbrechen am Leben erhalten werden.