Kolumbien / Soziales

Kokabauern protestieren in Kolumbien

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Kokabauern in Kolumbien protestieren für ihre Rechte und die Umsetzung des Friedensabkommens
Kokabauern in Kolumbien protestieren für ihre Rechte und die Umsetzung des Friedensabkommens

Bogotá. Kolumbianische Kokabauern haben verkündet, sich ab sofort im Zustand einer "ständigen Versammlung" zu befinden. Das ließ die landesweite Vereinigung der Koka- Marihuana- und Schlafmohn-Bauern (Coccam) am Freitag als Reaktion auf das ihrer Meinung nach gescheiterte Programm zur Ersetzung der illegalen Pflanzungen verlauten. Zudem sei ein massiver landesweiter Protest geplant. Nach der Befragung ihrer Mitglieder in ganz Kolumbien habe sich die Organisation aufgrund der angespannten Lage entschieden.

Coccam wirft der Regierung unter Präsident Juan Manuel Santos fehlenden politischen Willen vor, das Abkommen zur Ersetzung von Kokapflanzen zu umzusetzen. Dieses war im Friedensprozess zwischen Regierung und Farc-Guerilla unterzeichnet worden. Bis zum heutigen Tag seien in einem Großteil der Departements praktisch keine Anstrengungen unternommen worden, den Kokabauern Alternativen anzubieten. Selbst diejenigen, die ihre Pflanzen schon vernichtet haben, bekämen dabei nicht die eigentlich im Friedensvertrag vorgesehene Unterstützung.

Hinzu kommt die in großen Teilen des ländlichen Kolumbiens extrem angespannte Menschenrechslage, die sich in den letzten Monaten sogar noch verschärft hat. Trotz Friedensvertrag werden gerade soziale Aktivisten ermordet, die sich für die Umsetzung der im Abkommen festgeschriebenen Integralen Landreform einsetzen. So wurden zwischen November 2016 und dem 6. April 2018 bereits 31 Mitglieder von Coccam ermordet, drei gefoltert und Hunderte bedroht und vertrieben. Erst vergangene Woche waren in Antioquia drei Kokabauern - Víctor Alfonso Zabala, Jorge Miguel Polanco und José Aníbal Herrera - ermordet worden.

Angesichts dieser "schweren Krise" wird die Organisation innerhalb der nächsten zwei Monate durch alle betroffenen Regionen des Landes reisen, um die Situation sowie nächste Schritte mit ihren Mitgliedern zu diskutieren. In einem soeben veröffentlichten Forderungskatalog werden drei Themen hervorgehoben: Ein sofortiges Ende der gewaltsamen Pflanzenvernichtungen, die Realisierung eines auf Freiwilligkeit beruhenden Plans zur Ersetzung der Pflanzungen sowie die Einrichtung von Verhandlungsrunden zu den Problemen der Kokabauern.

Währenddessen befürchtet Coccam, dass die gewaltsame Vernichtung der Pflanzen weiter zunimmt. Luz Perly Córdoba, die Sprecherin der Organisation, betonte diesbezüglich, dass die Mitglieder an der Basis dazu angehalten worden sind, sich gegen diese Praxis zu wehren. Ihre Proteste sehen die Kokabauern dabei als Beitrag zum Aufbau eines stabilen, dauerhaften und gerechten Friedens.