Suche nach Verschwunden in Kolumbien vor großen Herausforderungen

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Die Leiterin der Einheit zur Suche nach Verschwundenen (UBPD) in Kolumbien, Luz Marina Monzón, im Gespräch mit Telesur
Die Leiterin der Einheit zur Suche nach Verschwundenen (UBPD) in Kolumbien, Luz Marina Monzón, im Gespräch mit Telesur

Bogotá. In einem Interview mit dem lateinamerikanischen Fernsehender Telesur hat es die Leiterin der Behörde zur Suche nach Verschwundenen (UBPD) in Kolumbien, Luz Marina Monzón, als schwierig bezeichnet, die genaue Zahl der Opfer des bewaffneten Konfliktes zu beziffern. Die Einheit soll die Suche nach Menschen koordinieren, die im Zuge des bewaffneten Konflikts in dem südamerikanischen Land verschwunden sind.

Eines der Ziele sei, die genaue Zahl der Verschwundenen zu bestimmen. Laut Monzón spricht das Nationale Erinnerungszentrum (CNMH) von 80.094 Menschen, die im Zuge des bewaffneten Konflikts gewaltsam verschwunden gelassen wurden. Die genaue Anzahl lasse sich jedoch derzeit nicht bestimmen. Zudem seien Entführte, Zwangsrekrutierte oder im Kampf Gefallene, deren aktueller Aufenthaltsort nicht bekannt ist, in der offiziellen Statistik nicht mit einbezogen. Die Suche nach diesen Personen gehört auch zu den Aufgaben der UBPD.

Monzón bezeichnete es als sehr wichtig, auch die soziale Ebene in den Fokus ihrer Arbeit zu stellen. Das innerhalb der betroffenen Gemeinden zerstörte Vertrauen müsse wiederhergestellt werden: "Das erzwungene Verschwindenlassen zerstört oft das soziale Gefüge, da es ein Gefühl von Ungewissheit und Unsicherheit innerhalb der Gemeinschaften hinterlässt", so Monzón. Dieses Verschwindenlassen sei kein ausschließlich privates, sondern ein politisches und soziales Phänomen. Das habe der kolumbianische Staat lange Zeit nicht anerkannt.

Die UBPD ist Teil des Systems für Wahrheit, Gerechtigkeit und Reparation, das im Friedensvertrag zwischen der ehemaligen Farc-Guerilla und der kolumbianischen Regierung vereinbart wurde. Gemeinsam mit der Sonderjustiz für den Frieden und der Wahrheitskommission soll die UBPD die Opfer des Konflikts in den Mittelpunkt stellen. Im Gegensatz zu den anderen beiden Mechanismen konnte die Einheit noch nicht mit ihrer Arbeit beginnen, da entsprechende Gesetze im Kongress blockiert und Maßnahmen nicht finanziert werden.

Erzwungenes Verschwindenlassen gilt als Verbrechen gegen die Menschheit und findet in Lateinamerika bis heute statt. In Kolumbien wurde diese Taktik oft zur Verunsicherung der vom bewaffneten Konflikt betroffenen Gemeinden eingesetzt. Laut dem vom CNMH veröffentlichen Bericht sind paramilitärische Einheiten für knapp die Hälfte der Fälle von erzwungenem Verschwindenlassen verantwortlich. Aber auch staatliche Sicherheitskräfte und die verschiedenen Guerillagruppen wurden als Täter genannt.