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Galápagos: vom Weltnaturerbe zum Flugzeugträger der USA?

Ecuadors Regierung will dem US-Militär den Flughafen von San Cristóbal zur Verfügung stellen

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Die Galápagos-Inseln. San Cristóbal ist die größere Insel am rechten Bildrand
Die Galápagos-Inseln. San Cristóbal ist die größere Insel am rechten Bildrand

Die USA wollten sich schon immer der zu Ecuador gehörenden Galápagos-Inseln bemächtigen. Sie beriefen sich dabei auf die “Politik des Guten Nachbarn” und die Monroe-Doktrin. Während des Zweiten Weltkriegs besetzten sie das Archipel sieben Jahre lang militärisch. Aktuell hat die Regierung von Lenín Moreno mit den USA Vereinbarungen getroffen, deren Details nicht bekannt sind, die es aber ausländischem Militär ermöglichen würden, den Flughafen der Insel San Cristóbal zu nutzen.

Im Juni erfuhren die Ecuadorianer von der Absicht der Regierung Moreno, die Nutzung der Galápagos-Inseln durch US-Streitkräfte zu ermöglichen, als Verteidigungsminister Oswaldo Jarrín erklärte: "Galápagos ist ein natürlicher Flugzeugträger." Die Empörung der Bürger und die weltweite Besorgnis waren sofort spürbar.

Bei einer Pressekonferenz mit internationalen Medien bestätigte der Minister, dass US-Flugzeuge vom Typ Orion P3 und Awacs auf den Galápagos-Inseln operieren werden, um den Drogenhandel und die illegale Fischerei zu bekämpfen. Er wies darauf hin, dass von den Inseln aus "die Aufrechterhaltung und Versorgung von Abhöreinrichtungen" gewährleistet werden könne. Und er fügte hinzu, dass für diese Operationen der Flughafen auf der Insel San Cristobal erweitert würde und dass "die USA sich darum kümmern werden, die Bedingungen zu verbessern, insbesondere den Nachschub”. Als ob er versuchen wolle, die Stimmen zu beruhigen, die die Auslieferung der Inseln für fragwürdig halten, schloss er mit dem Hinweis, dass "jede Operation von ecuadorianischen Beamten begleitet werden wird".

Sowohl Jarrín als auch Norman Wray, Präsident des Regierungsrates der Sonderregierung von Galápagos, haben erklärt, dass keine ausländische Militärbasis eingerichtet und somit die Verfassung nicht verletzt wird. Genau um eine erneute Situation wie die Nutzung der Basis von Manta durch US-Truppen zu vermeiden, heißt es in der 2008 vom ecuadorianischen Volk verabschiedeten Verfassung in Artikel 5: "Ecuador ist ein Territorium des Friedens. Die Errichtung ausländischer Militärbasen oder ausländischer Einrichtungen für militärische Zwecke ist nicht zulässig. Es ist verboten, nationale Militärbasen ausländischen Streitkräften oder Sicherheitskräften zu überlassen."

Der Verfassungsartikel ist sehr klar und besagt, dass die Errichtung von Militärbasen und "ausländischen Einrichtungen für militärische Zwecke" nicht erlaubt ist. Dies wäre der Fall bei dem, was für Galápagos geplant ist: Wenn es sich nicht um eine Basis im klassischen Sinne handelt, so handelt es sich zweifellos um ausländische Einrichtungen (Flugzeuge, Betankungsausrüstung, Militärpersonal usw.) auf einem ecuadorianischen Flughafen. Darüber hinaus würde in diesem Fall eine Militärbasis an ausländische Streitkräfte oder Sicherheitskräfte abgetreten, wie es Artikel 5 der Verfassung sagt.

Gleichzeitig erklärte der ecuadorianische Präsident Lenín Moreno über den Kurznachrichtendienst Twitter, dass "die Luftüberwachung eine gemeinsame Aktivität mehrerer Länder ist, um dieses Welterbe zu bewahren". Das bedeutet, dass zur Pflege dieses Erbes die Hilfe der USA erforderlich ist, jedoch auch eine erweiterte Zusammenarbeit mit den Regierungen von Peru, Chile und Kolumbien, "um eine regionale Position bei dieser Art von Bedrohung einzunehmen", wie Norman Wray betonte. Geopolitisch gesehen bedeutet dies, dass Ecuador der militärischen Geostrategie der USA zur Kontrolle Südamerikas und des gesamten südamerikanischen Pazifiks folgt, die sich auf deren imperialen Interessen und Ziele stützt und sich derzeit auf die Intervention in Venezuela, die Bekämpfung des Drogenhandels und der Migration, vor allem aus Mittelamerika, sowie die Eindämmung Chinas und Russlands konzentriert.

Aber Galápagos wäre nicht der einzige "Flugzeugträger" einer ausländischen Luftwaffe im Land, denn es gäbe auch noch zwei weitere: den von Guayaquil und erneut den von Manta. Die Zeitung El Comercio vom 19. Juni meint: "Sobald die Flugzeuge von Galápagos aus operieren, ist die Idee der Regierung, das sogenannte Dreieck der Sicherheit zusammen mit Manta und Guayaquil zu schaffen."

Dies geschieht bereits, denn die Orion P3 und Awacs fliegen in diesem Moment vom Haupthafen (Guayaquil) aus und können auch von der Hauptstadt der Provinz Manaba (Manta) aus operieren1.Tatsächlich operieren seit September 2018 von Guayaquil aus die US-Geheimdienstflugzeuge im Rahmen von "Aufklärungs-, Foto- und Sensorenflügen", so Minister Jarrín.

Jarrín, der die Neuorientierung und Unterwerfung Ecuadors gegenüber den USA anführt, hat eine lange militärische Karriere und ist bekannt für seine offen pro US-Position.

Er begann seine militärische Laufbahn 1966 und bekleidete hohe Positionen innerhalb der Streitkräfte. Am 15. Januar 2003 wurde er vom damaligen Präsidenten Lucio Gutiérrez zum Chef des gemeinsamen Oberkommandos der Armee ernannt, eine Position, die er am 18. Juni desselben Jahres inmitten von Gerüchten über die Destabilisierung der nationalen Regierung niederlegte.2

Der Journalist Kintto Lucas beschreibt in seinem Buch "Ecuador cara y cruz, Band II" die enge Beziehung von General Jarrín zum Leiter des Südkommandos der USA (Southcom), James Hill. Dies beinhaltete auch Touren durch den ecuadorianischen Dschungel und Treffen in Miami, bei denen die "Sicherheit an der kolumbianisch-ecuadorianischen Grenze" erörtert wurde, wobei Hill "argumentierte, dass die Position seiner Regierung darin bestand, die Operationen des Plan Colombia zu regionalisieren”.

Nach dem Sturz von Gutiérrez ernannte Präsident Alfredo Palacio ihn am 19. August 2005 zum Verteidigungsminister. Diese Funktion hatte er bis zum 29. August 2006 inne. In Bezug auf die Kämpfe der sozialen Bewegungen, die die Aufmerksamkeit des Staates forderten, sprach Jarrín einmal davon, eine "Friedenstruppe für Ecuador" zu schaffen, und meinte, "der Staat wird eine externe Macht brauchen, um Frieden und Ordnung kontrollieren und die Nation wieder aufbauen zu können, und wir werden in Zukunft wohl ein Haiti in Ecuador haben"3.

Mit den gleichen Argumenten

Die angekündigte US-Militärpräsenz auf den Galápagos-Inseln ist das Ergebnis von Kooperationsabkommen zwischen der aktuellen Regierung Ecuadors und den USA, speziell im militärischen Bereich. Die USA beabsichtigen, sich nach einem Jahrzehnt der Distanzierung wieder in dem Andenstaat niederzulassen, und zwar mit dem gleichen Argument, das für die Errichtung der Basis von Manta verwendet wurde: dem Vorwand der Bekämpfung des Drogenhandels.

Es sei daran erinnert, dass der Verteidigungsminister am 2. August 2018 informierte, dass die USA über ein Büro für Sicherheitszusammenarbeit (Oficina de Cooperación de Seguridad, OCS) verfügen, das zwischen Ecuador und den USA vereinbart wurde. Laut Minister Jarrín geschah dies "auf Anordnung des Präsidenten und mit Genehmigung der Ministerien für Auswärtige Angelegenheiten und Verteidigung".

Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums gehören die OCS zur “Defense Security Assistance Agency” und haben die Aufgabe, Maßnahmen durchzuführen, die "die spezifischen Sicherheitsinteressen der USA fördern, einschließlich aller Aktivitäten der internationalen Rüstungszusammenarbeit und der Sicherheitsunterstützung".

Mit der Begründung der "Zusammenarbeit" sind die US-Streitkräfte ein Jahrzehnt nach ihrer Ausweisung nach Ecuador zurückgekehrt. Damals stimmte die Regierung von Rafael Correa nach der Mobilisierung und Forderung verschiedener sozialer Organisationen zu, das Abkommen mit den USA über die Nutzung der Basis von Manta (1999 unterzeichnet und bis 2009 gültig) nicht zu verlängern.

Im Rahmen jenes Abkommens installierten die USA einen vorgelagerten Operationsstützpunkt (Forward Operating Location, FOL), der viel weiter ging als vereinbart. Die willkürlichen Aktionen des US-Militärs während ihrer Präsenz in Manta sind noch frisch in Erinnerung: die Versenkung ecuadorianischer Schiffe durch US-Fregatten; die Kontrolle der Migration; die Beeinträchtigung der Aktivität der Fischer durch das Verbot ecuadorianischer Schiffe; die Verpflichtung der Firma Dyn Corp, die unter anderem wegen illegaler Aktivitäten im Zusammenhang mit Systemen der Anwerbung von Söldnern in anderen Ländern angeprangert worden war, und anderes mehr.

Von entscheidender Bedeutung ist, dass die Basis von Manta nach den Worten des FOL-Kommandanten Javier Delucca als strategisch für den Plan Colombia angesehen wurde, weil von dort aus der kolumbianische Konflikt überwacht wurde. Es wurde auch festgestellt, dass die Basis von Manta entscheidend war bei der Bombardierung von Angostura (in der ecuadorianische Provinz Sucumbíos) durch kolumbianische Militärs in Zusammenarbeit mit den USA im Jahr 2008. Dabei wurde der FARC-Anführer Raúl Reyes zusammen mit 25 Guerilleros und Zivilisten, die die sich in dem Guerilla-Lager befanden, getötet.

Jetzt wiederholt sich die Geschichte. Im Fall der Basis von Manta kam zunächst eine Vereinbarung zwischen dem Außenministerium und dem Verteidigungsministerium mit der US-Botschaft zustande. Alle Verhandlungen und das Abkommen selbst wurden geheim gehalten, bis der Druck der Bevölkerung eine Stellungnahme des Nationalkongresses einforderte.

Heute geschieht mit Galápagos das Gleiche. Trotz der Erklärungen der ranghöchsten Regierunsvertreter Ecuadors, die angekündigt haben, die Zusammenarbeit mit den USA auf den Galápagos-Inseln fortzusetzen, bestreitet das US-Verteidigungsministerium, ein Abkommen mit der Regierung Ecuadors über die Nutzung des Flughafens von Galápago unterzeichnet zu haben und sich nicht in formalen Verhandlungen dafür zu befinden (Mayor Chris Mitchell, Sprecher des Pentagon, zitiert von Gisell Tobías, Voz de América, Washington). Wem glauben wir? All dies führt zu der Notwendigkeit, ganz genau offenzulegen, was die ecuadorianische Regierung hinter dem Rücken der Bürger und der Nationalversammlung mit den USA vereinbart hat.

Eine fragile Umwelt ist in Gefahr

Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass das Galápagos-Archipel, das in 1.000 Kilometern Entfernung vor der ecuadorianischen Küste liegt, 1978 von der Unesco zum Naturerbe der Menschheit erklärt wurde, da es vier Kriterien erfüllt, die für die Macher der Verteidigungspolitik offenbar keine Bedeutung haben: außergewöhnliche Naturphänomene oder Naturschönheiten zu besitzen; herausragende Beispiele für die Geschichte der Erde aufzuweisen; bestimmte geomorphologische und geologische Merkmale und Prozesse zu besitzen; Beispiel für ökologische und biologische Prozesse im Laufe der Entwicklung von Ökosystemen und biologischer Vielfalt zu sein und gefährdete Arten zu beherbergen. Erinnern wir uns, dass der englische Forscher Charles Darwin seine Theorie der Evolution der Arten auf seine Beobachtungen auf Galápagos stützte.

Es wurde anerkannt, dass das Galápagos-Archipel aufgrund seiner Isolation und Millionen von Jahren der Entwicklung über ein in der Welt einzigartiges Ökosystem verfügt, das ernsthaft bedroht wäre, wenn es zu einem "Flugzeugträger" für das US-Militär würde, wie von der ecuadorianischen Regierung beabsichtigt.

Die frühere Umweltministerin und derzeitige Parlamentsabgeordnete der Bürgerrevolution, Marcela Aguiñaga, warnte im Fernsehsender Telesur (Programm EnClave Política vom 20. Juni 2019) vor Umweltfolgen für San Cristóbal sowohl durch die Erweiterung des Flughafens als auch durch die geplanten nächtlichen Operationen. Sie wies darauf hin, dass jede Operation dieser Art eine Umweltverträglichkeitsstudie erfordert, da der Lärm, der Müll und die Verschmutzung Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Arten, die auf den Inseln leben, haben werden. Umso mehr, wenn man bedenke, dass der Flughafen neben dem bevölkerten Zentrum und einem Ort liegt, an dem Seehunde leben und der als La Lobería bekannt ist.

Wenn San Cristóbal ein Ort zur Versorgung von Flugzeugen sein soll, fragt sich Aguiñaga, wie der Treibstoff über 1.000 Kilometer Entfernung transportiert werden soll, in welcher Menge dies geschehen soll und welche Notfallpläne bestehen, zumal eigentlich geplant war, den Einsatz fossiler Brennstoffe auf den Inseln zu reduzieren. Die Idee, keinerlei fossile Brennstoffe auf Galápagos zuzulassen, entstand genau nach der Umweltkatastrophe, die im Januar 2001 durch den Schiffbruch des Tankers Jessica vor Puerto Baquerizo Moreno verursacht wurde, bei dem 240.000 Gallonen Treibstoff ausliefen, was zu einem schweren Umweltproblem führte, das mehrere Arten betraf4.

Die Abgeordnete kam zu dem Schluss, dass diese Regierungsentscheidung das Biosphärenreservat, das weltweit bedeutende Meeresreservat und das Recht der Bewohner, in einer gesunden Umwelt zu leben, gefährdet. Das Parlament habe daher die Anhörung der Minister für Verteidigung und Umwelt beantragt, damit sie über den Inhalt der Abkommen und deren Auswirkungen und die vorgesehenen Notfallpläne berichten, infomierte Aguiñaga .

Der Kampf gegen den Drogenhandel

Eines der Argumente, das für die Installation des US-Flugzeugträgers auf Galápagos angeführt wird, ist, dass er zur Bekämpfung der Bedrohungen durch die Mafia des Drogenhandels und der organisierten Kriminalität dienen werde. Diese nutzten die Routen des Pazifischen Ozeans, um Drogen mit schnellen und hochausgerüsteten Booten und Kleinflugzeugen zu transportieren. So argumentiert der pensionierte General Carlos Moncayo, dass "es notwendig ist, mit einer anderen Nation wie den USA zusammenzuarbeiten, die über die operative Kapazität zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität und des Drogenhandels verfügen". Und er fügt hinzu, dass der Ausbau des Flughafens ein Vorteil für die eigenen ecuadorianischen und nicht US-amerikanischen Militäroperationen sei5.

Dazu können die folgenden Überlegungen angestellt werden:

Erstens. Zunächst muss im Einzelnen klargestellt werden, mit welchem Ansatz der Kampf gegen die Drogen geführt werden sollte, die zweifellos eine Geißel sind, die jedes Jahr Tausende von Todesopfern und ernste Probleme bei den Konsumenten verursacht. Die USA vertreten eine repressive Sichtweise, fokussieren das Problem auf das Angebot und verlagern den Kampf außerhalb ihrer eigenen Grenzen, mit den daraus resultierenden Folgen. Ein alternativer Ansatz verweist darauf, dass das Drogenproblem vor allem ein Problem der öffentlichen Gesundheit und Bildung ist. Im Jahr 2016 gab es in den USA 27 Millionen Süchtige. Einige von ihnen verfügten über eine hohe Kaufkraft und waren in der Lage, jeden Preis zu bezahlen, um Drogen zu erwerben. Solange die Nachfrage nicht zurückgeht, wird sich auch das Angebot nicht verringern.

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen befasste sich 2016 mit dem Thema Drogen, gab Empfehlungen zur Verringerung von Angebot und Nachfrage und wies darauf hin, dass es notwendig ist, Maßnahmen zu ergreifen, sowohl in den Ländern, in denen die Drogen hergestellt, als auch in den Ländern, in denen sie konsumiert werden6.

Zweitens. Der Anti-Drogen-Kampf wurde von den USA als Vorwand benutzt, um ihre Position der Kontrolle und geostrategischen Vorherrschaft auf dem Kontinent zu stärken. Nach dem Fall der Berliner Mauer (1989) und der Implosion der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (1991) wurden die Pläne der Streitkräfte der Region unter Führung der Macht des Nordens neu definiert. Der "Kampf gegen die kommunistische Gefahr", der in vielen Fällen die Existenzberechtigung der lateinamerikanischen Streitkräfte war, wurde zunächst durch den "Kampf gegen Drogen" und nach dem Angriff auf die Twin Towers (11. September 2001) durch den "Kampf gegen den Terrorismus" ersetzt. Der Kampf gegen Drogen wurde zu einem Problem der nationalen Sicherheit und die Streitkräfte wurden zunehmend einbezogen. Die Ergebnisse dieser Intervention sind in einigen Ländern, wie Mexiko oder Kolumbien, verheerend, wie die enormen Zahlen von Morden, Vertriebenen, Verschwundenen und Gefolterten zeigt.

Drittens. In dem komplexen Anti-Drogen-Kampf betonen einige Analysten, dass eine integrale Strategie entwickelt werden muss, die ‒ unter anderem ‒ auch Aspekte der Kontrolle von Ausgangsstoffen für die Raffinierung von Kokain und anderen illegalen Drogen in Angriff nimmt, von denen viele durch die Industrieländer hergestellt werden; die Kontrolle der Geldwäsche infolge des Handels und des Verkaufs verbotener Drogen, wobei die meisten Gelder in Steueroasen und in den Banken der reichen Länder verbleiben; das Problem als ein Thema der öffentlichen Gesundheit und Bildung angehen; die Legalisierung einiger verbotener Drogen nicht ausschließen, damit der Staat und die Gesellschaft mehr Kapazitäten zur Kontrolle und Intervention in diesem Bereich haben; die Ersetzung von Kokapflanzungen mit staatlicher Unterstützung in Angriff nehmen, die Armut bekämpfen, die Kleinbauern beteiligen und ihnen Dienstleistungen zur Verfügung stellen.

Wozu dienen die Basen?

Die Rolle der US-Militärstützpunkte in Lateinamerika und der übrigen Welt im "Krieg gegen die Drogen" muss diskutiert werden, da sie viele Zweifel aufwerfen. In Kolumbien zum Beispiel haben die sieben Militärbasen, die die USA dort eingerichtet haben und die Hunderte Millionen Dollar, die seit Beginn der Umsetzung des Plan Colombia im Jahr 2000 investiert wurden, sicherlich nicht dazu beigetragen, die Produktion und den Handel mit Kokain und anderen verbotener Drogen zu verringern. In diesen Tagen veröffentlichte die UNO den Weltdrogenbericht, in dem sie feststellt, dass die globale Kokainproduktion im Jahr 2017 1.976 Tonnen erreichte. Das entspricht einem Anstieg von 25 Prozent gegenüber 2016. Kolumbien produzierte demnach mit mehr als 200.000 Hektar Kokaanbaufläche 70 Prozent des weltweiten hochreinen Kokains7. Dasselbe könnten wir für Afghanistan sagen, wo die Heroinproduktion und der Heroinhandel ebenfalls zugenommen haben, seit die USA und die Nato 2001 nach dem Einsturz der Twin Towers in New York8 dort einmarschiert sind.

Ob sie Basen, FOL oder "Flugzeugträger" genannt werden, was es zu analysieren gilt, ist, welche Rolle sie spielen und welche Ziele sie verfolgen. Die mexikanische Forscherin Ana Esther Ceceña führt aus, dass die USA "zwei allgemeine Ziele haben: die Aufrechterhaltung des Kapitalismus zu sichern und darin die Vorherrschaft der USA; die Verfügbarkeit aller Reichtümer der Welt als materielle Grundlage für das Funktionieren des Systems zu gewährleisten und die Erhaltung seiner Hierarchien und Machtdynamiken sicherzustellen...."9.

Nach der Absetzung und Schwächung fortschrittlicher Regierungen und parallel zur Auflösung regionaler Einrichtungen wie der Union Südamerikanischer Nationen (Unasur) hat die Regierung von Donald Trump wieder die Initiative ergriffen und Militärabkommen mit den rechten Regierungen Brasiliens, Argentiniens, Ecuadors und Guatemalas geschlossen, die es ihr ermöglichen, eine neue militärische Präsenz aufzubauen, die zu den Kontingenten dazukommt, die sie bereits in Honduras, Panama, Kuba (Guantánamo), Curaçao, Peru, Paraguay und Kolumbien hat.

Unter den "Gefahren" und "Bedrohungen" für sein Land erwähnt das Südkommando der USA Kuba, Venezuela, Bolivien, den Drogenhandel, regionale und transnationale illegale Netzwerke, die stärkere Präsenz von China, Russland und dem Iran in Lateinamerika und der Karibik sowie die Katastrophenhilfe. Dem kubanischen Journalisten Raúl Capote Fernández zufolge, "ist es Ziel des Imperiums, die militärische Präsenz in der Region zu verstärken, um seine hegemonialen Interessen in der Hemisphäre zu sichern, eine Front gegen Venezuela zu konsolidieren und seine Herrschaft über die immensen wirtschaftlichen Ressourcen Lateinamerikas und der Karibik zu behaupten"10.

Die USA haben Galápagos immer im Auge

Die Absicht der USA, sich der Galápagos-Inseln für militärische und strategische Zwecke zu bemächtigen, ist nicht neu. Seit ihrer Angliederung an Ecuador im Jahr 1832 versuchten sowohl die USA als auch andere Kolonialmächte wie Frankreich und Großbritannien, sich die Inseln unter verschiedenen Vorwänden und Motiven anzueignen, wobei sie sich auf die Zusammenarbeit mehrerer ecuadorianischer Regierungen stützten.

Präsident Juan José Flores schlug Großbritannien vor, ihm die Inseln zu verkaufen, um die während des Unabhängigkeitskampfes aufgenommenen Schulden zu begleichen; später schlug der konservative Präsident Gabriel García Moreno im Jahre 1861 Frankreich vor, die Galápagos-Inseln sowie die Amazonasregion Ecuadors als Protektorate zu übernehmen. Glücklicherweise hatten diesen Initiativen keinen Erfolg.

Im Jahr 1883 erklärte der US-Senat die Galápagos-Inseln zum "Niemandsland" und verkündete, dass "es ernsthafte Zweifel an der Souveränität Ecuadors auf den Inseln gibt" 11. Die Resolution wurde angenommen, nachdem die USA den Emissär George Earl Church mit mehreren Missionen nach Südamerika geschickt hatten, unter anderem, "um zu zeigen, dass Galápagos nicht zu Ecuador gehörte". Angesichts dessen legte die ecuadorianische Regierung über Außenminister Antonio Flores Jijón offiziell Protest ein, aber die Absichten der USA sich der Inseln zu bemächtigen, hörten nicht auf.

Im Jahr 1910, während der Regierungszeit von Eloy Alfaro, boten die USA Ecuador für einen Verbleib auf den Inseln für eine Dauer von 99 Jahren eine Summe von 15 Millionen Dollar an. Alfaro unterwarf den für die Entwicklung des Landes attraktiven Vorschlag einer nationalen Debatte, und er wurde schließlich verworfen.

Nach dem Bau des Panamakanals, der eine Vereinigung von Pazifik und Atlantik ermöglichte, einem Werk, das von Frankreich im 19. Jahrhundert begonnen und von den USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgeschlossen wurde, wurden die Galápagos-Inseln zu einem Punkt strategischen Interesses für die Überwachung, Kontrolle und Verteidigung des neuen Kanals.

Während des Ersten Weltkrieges (1914-1918) entsandten die USA ein großes Militärkontingent in die Karibik, um den Panamakanal zu verteidigen, mussten aber zugleich die Verteidigungslinien im Pazifik stärken, zumal deutsche und japanische Schiffe die Galápagos-Inseln umkreisten. Sie übten starken Druck auf die Regierung von Leonidas Plaza Gutiérrez aus, um den Verkauf oder die Verpachtung der Galápagos-Inseln zu erreichen. Darunter waren "verlockende Vorschläge, die eine Lösung für die instabile Lage der Staatskasse boten"12.

Der Ecuadorianer Octavio Latorre, einer der anerkanntesten Forscher der Inseln, betont, dass die USA “seit 1920 alles für eine Besetzung der Inseln vorbereitet hatten, basierend auf vollendeten Tatsachen und der Politik des guten Nachbarn, in der Realität auf der Politik des Stärkeren.13 Man kann hinzufügen, dass die USA im Streit um die Beherrschung des Kontinents mit den alten europäischen Kolonialmächten auch unter der Monroe-Doktrin gehandelt haben, zusammengefasst in dem Satz “Amerika den (Nord-) Amerikanern”,

Nachdem der ecuadorianische Diktator Federico Páez 1935 ein ungünstiges US-Darlehen arrangiert hatte, schlug Präsident Roosevelt die Möglichkeit vor, die Galápagos-Inseln "zum Schutz ihrer Flora und Fauna in einen internationalen Naturpark zu verwandeln, der allen Mitgliedsländern der Panamerikanischen Union gehört, darunter die USA"14. Die Absicht war, eine militärische Nutzung "durch irgendein feindliches Land" zu unterbinden.

Am 12. Dezember 1941 landeten 36 US-Marinesoldaten auf den Galápagos-Inseln, um ein Tanklager zu bauen, ohne dass es darüber ein formales Abkommen mit Ecuador gegeben hätte15. Dies geschah fünf Tage nach dem japanischen Angriff auf die hawaiianische US-Basis in Pearl Harbor, der die USA dazu veranlasste, Japan den Krieg zu erklären.

Monate zuvor (am 13. September 1941) hatte die ecuadorianische Regierung geführt von Carlos Alberto Arroyo del Rio16 durch ihren Botschafter in Washington, Colón Eloy Alfaro, ein vertrauliches Dokument unterzeichnet, in dem Ecuador dem US-Militär und der Marine erlaubte, Flüge von ihren Stützpunkten in Mittelamerika zu den Galápagos-Inseln durchzuführen.

Erst nach der faktischen Besetzung der Galápagos-Inseln durch die USA wurden Abkommen zwischen der Macht des Nordens und Ecuador unterzeichnet, um den Bau ausländischer Militärbasen in Salinas und Galápagos zu ermöglichen.

Am 24. Januar 1942 unterzeichneten die Vertreter der US-Streitkräfte und Ecuadors ein Kooperationsabkommen, das den "kommandierenden General der karibischen Verteidigung ermächtigt, das Land der Gemeinde Salinas zu besetzen und militärische Anlagen zu bauen", und dass "in den Hoheitsgewässern desselben Gerichtsbezirkes auch Bojen installiert und die Gewässer zur Wasserversorgung von Flugzeugen oder zur Ankerung von Schiffen genutzt werden dürfen"17.

Am 2. Februar 1942 unterzeichneten Botschafter Colón Eloy Alfaro und US-Außenminister Cordek Hull ein weiteres Abkommen, mit dem sich die Regierungen beider Länder bereit erklärten, "kontinentale Verteidigungsoperationen auf den Territorien und in den Territorialgewässern des jeweils anderen Landes durchzuführen".

"Unter Nutzung dieser Ermächtigung, aber ohne ein präzises und konkretes Statut in dieser Hinsicht, ohne einen direkten Bezug zu den Inseln und ohne eine entsprechende Bekanntmachung, hatten die USA die Insel Süd-Seymour oder Baltra mit einer Luftwaffenbasis und mit Überwachungs- und Alarmposten in anderen Teilen des Archipels besetzt", so der Schriftsteller Alfredo Luna Tobar18.

Die Regierung von Arroyo del Rio übergab die Galápagos-Inseln unter "Einhaltung und in Übereinstimmung mit den geltenden multilateralen Verträgen" an die USA und "arbeitete" ‒ nach ihren eigenen Worten ‒ "effektiv mit der kontinentalen Verteidigung zusammen und stellte die amerikanische Solidarität in effektiver Weise unter Beweis". Und sie tat dies kostenlos, "damit bewiesen ist, dass wir von einem Ideal und nicht vom merkantilistischen Zweck eines Handels mit Staatsgebiet getrieben sind"; und vorübergehend, "das heißt, solange der bewaffnete Weltkonflikt andauert und nur für diese Zeit, denn bei Beendigung dieses Weltenbrandes müssen die Basen zurückgegeben werden, ohne unsere Souveränität zu beeinträchtigen"19.

Der Zweite Weltkrieg endete 1945, aber das US-Militär blieb bis 1948 auf den Galápagos-Inseln. Am 1. Juli 1946 fand der offizielle Akt der Übergabe der Inseln an die ecuadorianischen Behörden statt, doch die geliebten US-Militärs blieben de facto bis Dezember 1948.

Nicht nur, dass die USA für die Besetzung der Galápagos-Inseln keinen einzigen Dollar zahlten, sondern als sie sich ohne weitere Formalitäten zurückzogen, wurden auch noch "Tonnen von Objekten unterschiedlichster Art und Güte"20 abgebaut oder zerstört, wobei man sich auf eine geheime Klausel berief, die besagte: "übergeben wie übernommen". Anstatt Infrastruktur und Maschinen an Ecuador zu übergeben, ein Land, das die Inseln ohne Bedingungen zur Verfügung gestellt hatte, warfen US-Flugzeuge eine große Menge an von der Basis stammendem Material in gutem Zustand, wie Krankenhausausrüstungen, Radios, Ersatzteile für Flugzeuge und Autos, Geschirr usw., in die Klippen der Inseln oder ins Meer.21 Ähnliches machten die US-Amerikaner auf der Basis von Salinas, von der außerdem über einhundert Siedler vertrieben worden waren, an die lächerliche Entschädigungen bezahlt wurden22.

Was allerdings sehr wohl auf den Inseln zurückblieb, waren die Umweltlasten. Keine einzige Studie über die Auswirkungen der Durchreise der US-Militärs auf den Galápagos-Inseln ist bekannt, aber es lässt sich leicht schließen, dass der Bau der Landebahn in Baltra, der ständige Lärm und die Landung der Flugzeuge die Leguane getötet haben; und dass die tägliche Produktion von Müll und Abfällen von mehr als 10.000 Soldaten, die sich zeitweilig auf den Inseln aufhielten, die Flora und Fauna beeinträchtigten.

Um zum Schluss zu kommen…

Die Ankündigungen der ecuadorianischen Behörden über die militärische Präsenz einer ausländischen Macht auf den Galápagos-Inseln versuchen, die damit verbundenen Auswirkungen zu minimieren und die Bürger zu beruhigen. Aber es bestehen Zweifel daran, vor allem wegen der Widersprüche und der Geheimhaltung, die es in dieser ganzen Angelegenheit gibt, wie bereits während der Besetzung der Galápagos-Inseln im Zweiten Weltkrieg und der Errichtung der Basis von Manta im Jahr 1999 geschehen. Angesichts dessen stellen sich einige Fragen: Was sind Inhalt und Umfang der Kooperationsabkommen mit den USA? Wie lange wird die Besetzung nicht nur des Flughafens Galápagos, sondern auch der Flughäfen Guayaquil und Manta dauern? Wie ist der Rechtsstatus des US-Militärpersonals?23

Der Nationalversammlung obliegt es, diese Art von internationalen Abkommen zu kennen und zu genehmigen. Einige Abgeordnete haben ihre Besorgnis über die militärische Präsenz der USA auf den Galápagos-Inseln zum Ausdruck gebracht, aber es bestehen ernsthafte Zweifel daran, was dieses aktuelle rechte Bündnis ‒ die führende Kraft im Parlament, geleitet von Präsident Morenos Gefolgsmann César Litardos ‒ tun könnte.

Der Ball liegt wieder im Feld des popularen Lagers, dessen erste Aufgabe darin bestehen wird, zu fordern, dass alle Vereinbarungen, die die Regierung von Lenín Moreno mit den USA unterzeichnet hat, bekannt gegeben werden. Und zweitens, wie in der ersten Dekade dieses Jahrhunderts, neue Kämpfe zu führen. Damals gelang es, das US-Militär aus Manta und Ecuador zu vertreiben. Diesmal geht der Kampf um die Verteidigung der Galápagos-Inseln als Weltnaturerbe und um die nationale Souveränität sowie in einem weiter gefassten Rahmen um die Erhaltung Lateinamerikas als Zone des Friedens, wie es die Gemeinschaft der Staaten Lateinamerikas und der Karibik (Celac) festgelegt hat.